Die Betätigungsfunktion umfasst die sexuelle Aktivität als Ausdruck von Leistung, Wettbewerb und Aggression. Dabei geht es um den Wunsch nach sexuellem Erfolg und die Bestätigung der eigenen sexuellen Fähigkeiten. Laut Starke (2008) spielt die Betätigungsfunktion in der männlichen Sexualität eine größere Rolle als in der weiblichen: "Die Betätigungsfunktion ist in der Sexualität des Mannes häufiger zu finden als in der Sexualität der Frau" (S. 58). Eine Störung der Betätigungsfunktion kann zu Leistungsdruck und Versagensängsten führen.
Die Entspannungsfunktion hat das Ziel, körperliche und psychische Spannungen abzubauen. Dabei geht es um die Freude an Berührungen und körperlicher Nähe, unabhängig von einem sexuellen Verlangen. Laut Starke (2008) ist die Entspannungsfunktion eine wichtige Sexualfunktion, die insbesondere in Beziehungen eine große Rolle spielt: "Die Entspannungsfunktion ist eine der Grundlagen für eine befriedigende Sexualität in einer Partnerschaft. Sie ist ein wichtiger Faktor für die Stabilisierung von Partnerschaften" (S. 58). Eine Störung der Entspannungsfunktion kann zu Verspannungen, Stress und Beziehungsproblemen führen.
Die Kompensationsfunktion bezieht sich darauf, dass Sexualität dazu verwendet wird, einen Mangel auszugleichen, beispielsweise den Mangel an Nähe, Intimität oder Selbstwertgefühl. "Sexualität kann in einer Beziehung auch eine Kompensationsfunktion einnehmen, wenn andere Bedürfnisse unerfüllt bleiben." (Loewit & Debus, 2017, S. 46)
Die Tauschfunktion bezieht sich darauf, dass Sexualität als eine Form des Austauschs zwischen Partner*innen oder anderen Menschen genutzt wird, beispielsweise um Zuneigung, Aufmerksamkeit oder materielle Güter zu erhalten. "Sexualität kann [...] als Tauschmittel eingesetzt werden, um sich bestimmte Vorteile zu sichern." (Rosenfeld, 2016, S. 113) Dazu zählen u.a. auch der Partner*innertausch oder Menschenhandel.
Die Bestätigungsfunktion bezieht sich darauf, dass Sexualität als eine Möglichkeit zur Bestätigung des Selbst und der eigenen Attraktivität genutzt wird. "Menschen können ihre Attraktivität über Sexualität erfahren und sich auf diese Weise bestätigt fühlen." (Kleinplatz & Menard, 2007, S. 123) Außerdem geht es in der Funktion um das Bewusstsein der eigenen Geschlechtlichkeit. Wie fühle ich mich als Mann oder Frau bestätigt oder wie werde ich auch als nicht-binäre Person wahrgenommen und akzeptiert.
Die Spaßfunktion bezieht sich auf das Vergnügen und die Freude, die aus der sexuellen Aktivität entstehen können. Diese wird vor allem von jüngeren Menschen abgerufen. "Sexualität als Spaßfunktion dient der körperlichen Erregung und der Lust an der sexuellen Aktivität." (Schneider & Kock, 2015, S. 78)
Die Fortpflanzungsfunktion bezieht sich auf den biologischen Aspekt der Sexualität und die Möglichkeit, Nachkommen zu zeugen. "Die Menschen schlafen nicht mehr miteinander wie sie ein Kind zeugen wollen (...) eher ist es ihr Begehr eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern." (Starke, 2008, Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung S. 395) Trotzdem ist es den meisten Männern und Frauen wichtig, fruchtbar zu sein.
Die Kommunikationsfunktion bezieht sich darauf, dass Sexualität als Mittel zur Kommunikation zwischen Partner*innen genutzt wird, beispielsweise um Gefühle auszudrücken oder Konflikte zu lösen. "Sexualität kann ein geeignetes Medium zur Kommunikation von emotionalen Inhalten sein." (Schaefer & Lykins, 2009, S. 194) Kommunikation ist ein wichtiger Aspekt der Sexualität und kann "verbal und nonverbal, basierend auf Verständigung und Verständnis und getragen von Vertrauen sein." (Starke, 2008, Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung S. 395)
Die Beziehungsfunktion bezieht sich auf die Fähigkeit der Sexualität, Intimität, Bindung, Vertrauen und Kommunikation in einer partnerschaftlichen Beziehung zu fördern. Sie umfasst den Aufbau und die Pflege emotionaler und physischer Verbindungen zwischen den Partnern sowie das Erfüllen von emotionalen Bedürfnissen und den Austausch von Zärtlichkeit.
Die Institutionalitätsfunktion beschreibt die Rolle von Sexualität bei der Stabilisierung und Reproduktion der sozialen Ordnung und der Institution der Ehe. Diese Funktion umfasst nicht nur die Fortpflanzung, sondern auch die Schaffung einer rechtlichen und moralischen Grundlage für die Ehe und die Familie. Sexualität wird in diesem Kontext als Teil des sozialen Systems betrachtet und hat eine klare soziale Funktion. Hier geht es um Traditionen, Normen und Pflichte, welche die Institution der Ehe mit sich bringen kann.
Die Intimfunktion beschreibt die Rolle von Sexualität als Ausdruck von tiefem Vertrauen und emotionaler Verbundenheit zwischen Partnern. Sexuelle Handlungen können dazu beitragen, dass Menschen sich einander in einer Weise öffnen, die auf anderen Ebenen der Beziehung nicht möglich ist. Sexualität kann somit dazu beitragen, dass Menschen sich in ihrer Beziehung sicher und geborgen fühlen.
Die Lustfunktion umfasst das sexuelle Verlangen, die sexuelle Erregung sowie den Orgasmus. Dabei geht es primär um die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse und die Lust, die damit einhergeht. Laut Starke (2008) ist die Lustfunktion eine der wichtigsten Sexualfunktionen: "Die Lustfunktion hat neben der Fortpflanzungsfunktion eine besondere Bedeutung für die Lebensqualität der Individuen" (S. 57). Eine Störung der Lustfunktion kann zu sexueller Unzufriedenheit und Beziehungsproblemen führen.
Das Kartenspiel "SexualID" basiert auf Erkenntnissen der Sexualwissenschaft, die besagen, dass Sexualität mehr als nur die Funktion der Fortpflanzung umfasst. Uwe Sielert (Diplom-Pädagoge und Sexualpädagoge), unterscheidet 4 Hauptfunktionen der Sexualität. Kurt Starke beschreibt in dem Buch “Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung” gleich 12 Funktionen die von Arnold Hinz und Hans Jellouschek in dem Buch “Psychologie der Sexualität” aufgegriffen werden..
Entwickelt wurde das Spiel von Tim Berkels (Sexualpädagoge, Lustlogisch) und Franziska Kolmar (Sexualpädagogin, Sexual- und Paarberaterin). Ziel ist es, die Vielfalt der eigenen Sexualität sichtbar zu machen. Dies geschieht durch Begriffe und unterstützende Impulsfragen, die die Spielkarten den 12 Funktionen der Sexualität zuordnen. Am Ende entsteht ein individueller Farbcode, der dir zeigt, welche Ausrichtung und Bedürfnisse deine eigene Sexualität gerade hat. Paare können ihre Farbcodes miteinander vergleichen und ein Zusammenspiel oder Ungleichgewicht in ihren jeweiligen Sexualitäten erkennen. SexualID ist auch ein Werkzeug für die Sexualberatung und -therapie.
Spielanleitung für Einzelpersonen & Paare:
Nun kannst du deutlich erkennen, in welcher Größenordnung die verschiedenen Farben in deiner Sexualität vorhanden sind. Jede Farbe repräsentiert eine bestimmte Funktion, die du auf dieser Seite nachlesen kannst.
Bevor wir loslegen, ist es wichtig, den Begriff "Sexualität" zu klären, da dieser im Spiel eine zentrale Rolle spielt.
"Sexualität bezieht sich auf unsere Gefühle, Wünsche, Gedanken und Handlungen in Bezug auf unser Geschlecht und unsere körperliche Anziehungskraft zu anderen Menschen. Sie umfasst die Art und Weise, wie wir uns selbst als sexuelle Wesen verstehen, wie wir uns mit anderen verbinden und intime Beziehungen eingehen. Sexualität ist ein wichtiger Teil des menschlichen Lebens und kann verschiedene Formen annehmen und auf vielfältige Weise ausgedrückt werden."
Sexualität bezieht sich also nicht nur auf den Geschlechtsverkehr, sondern auch auf unsere emotionale und körperliche Identität.
Beispiel:
Empfindest du Sexualität als anstrengend?
"Sexualität kann für manche Menschen anstrengend sein, da sie körperliche Aktivität (z. B. Geschlechtsverkehr) und emotionale Energie (z. B. Beziehungsaufbau) erfordern kann."
Laut Starke (2008) verändern sich die Funktionen der Sexualität im Laufe des Lebens. In der Jugend und im jungen Erwachsenenalter stehen oft die Betätigungsfunktion und die Spaßfunktion im Vordergrund. Mit zunehmendem Alter können sich die Entspannungsfunktion und die Kompensationsfunktion stärker manifestieren, da der Stress des Alltags zunimmt und das Bedürfnis nach Trost und Ausgleich steigt. Auch die Bestätigungsfunktion kann im mittleren Erwachsenenalter eine größere Rolle spielen, wenn es um die Stärkung des Selbstwertgefühls und der Selbstvertrauens geht.
In späteren Lebensphasen kann die Bedeutung der Betätigungsfunktion und der Spaßfunktion wieder zunehmen, wenn die Kinder aus dem Haus sind und die Zeit und Energie für die Sexualität wieder vermehrt zur Verfügung steht. Die Tauschfunktion kann auch im Alter wichtiger werden, wenn es darum geht, Kompromisse mit dem Partner zu finden und den Austausch aufrechtzuerhalten.
Es ist jedoch zu beachten, dass diese Veränderungen individuell sehr unterschiedlich sein können und auch von anderen Faktoren wie der Partnerschafts- und Familiensituation, kulturellen Einflüssen und gesundheitlichen Faktoren abhängen können.
Noch nicht vorhanden